Dokumentation Hochbunker Bodestraße, Köln

Abb. HC.01: Blick entlag der Fassade mit nicht fertiggestellten Splitterschutzblock vor zu Zugang (Foto: Andreas Altena, 2020)
GESCHICHTE

Geschichte bis 1945

Über die Geschichte des Hochbunkers von der Fertigstellung 1943 bis Kriegsende 1945 ist wenig bekannt. Der Architekt Hans Schumacher (geb. 19.07.1891 in Bonn, verst. 11.04.1982 in Kürten) entwarf diese Schutzanlage neben den Bunkern Berliner Straße, Helenenwallstraße, Körnerstraße, Marktstraße, Bodestraße und Rothenburgerstraße. Schumacher, der in Köln ein Architekturbüro leitete, war in den 1920er Jahren ein Vertreter der des „Neuen Bauens“, das insbesondere durch Mies van der Rohe und Walter Gropius unter dem Schlagwort „Bauhaus“ bekannt geworden ist und von den Nazis weitgehend abgelehnt wurde. Auch Hans Schumacher bewegte sich aus der Sicht der Nationalsozialisten auf ungeliebten Pfaden, als er im Jahr 1928 für die Arbeiterorganisation der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands und des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbunds auf der internationalen Presse-Ausstellung „Pressa“ in Köln einen modernen Pavillon plante.

Zu Anfang der 1930er Jahre baute er einige Villen im Stil der Neuen Sachlichkeit im Süden Kölns, bevor der Kriegsbeginn 1939 nach und nach das private Bauen aufgrund von Rohstoff- und Arbeitskräftemangel unmöglich machte. Vermutlich aus diesem Grund verlegte sich Schumacher ab 1941/42 auf die Planung von Hochbunkern, was allein aufgrund des Auftragsvolumens ein sicheres Auskommen für das Architekturbüro versprach. Drei der sieben von Schumacher entworfenen Bunker entsprechen dem Typus des „Kirchenbunkers“, der sonst nur noch in Düsseldorf in drei Exemplaren entstanden ist. Nach dem Krieg spezialisierte sich Schumacher wieder im Baubereich der öffentlichen Hand, diesmal baute er allerdings zahlreiche Schulen.

ARCHITEKTUR

BAUBESCHREIBUNG

Langrechteckiger Bau mit Flachdach und balkonartig betonierten Lufteinlässen in Höhe des Obergeschosses. Äußerlich zeigen sich in Höhe der beiden oberirdischen Geschosse senkrechte Lüftungsschlitze der passiven Friedensbelüftung sowie Verankerungen und Moniereisen, die voraussichtlich zur Anbringung einer friedensmäßigen Verkleidung des Bauwerks nach dem Krieg dienen sollten. Das Gebäude ist zweigeschossig zuzüglich des Kellers. Es gibt vier Eingangsschleusen und die Treppenaufgänge befinden sich innerhalb des Bunkers an den Schmalseiten. Dort finden sich auch bauliche Reste der Toiletten- und Waschräume sowie an der südlichen Schmalseite Reste technischer Einrichtungen wie Kabelinstallationen und Maschinensockel. Im Trümmerfeld sind überdies vereinzelt noch aufgemalte Nummern erkennbar, die jeweils ein Unterkunfts-Abteil kennzeichneten.

FRIEDENSZEIT

Nachkriegsnutzung

Am 21.07.1948 ordnete die alliierte Besatzungsmacht an, sämtliche Hochbunker durch Heraussprengen von 15% der Außenwandflächen zu entfestigen. Auch sollten die Hochbunker, zu denen keine nutzbringende Verwendung nachgewiesen werden konnte, zerstört werden.

Daraufhin versuchte die Stadt Köln schnellstmöglich sinnvolle Nachverwendungen für die Hochbunker anzumelden, um keinen dringend benötigten Wohnraum usw. zu verlieren. Für den Hochbunker in der Bodestraße gelang dies jedoch nicht mehr rechtzeitig, weshalb davon auszugehen ist, dass das Bauwerk bereits kurz nach dem oben genannten Erlass durch massive Sprengungen unbrauchbar gemacht wurde. Es wurden an der rückwärtigen Längsseite Löcher in die Außenwand, darüber hinaus die inneren Räume mitsamt der Etagendecken gesprengt. Zuvor waren wahrscheinlich sämtliche brauchbaren Installationen und Maschinen herausgeholt worden, da im heutigen Zustand nichts dergleichen mehr zu finden ist.

Aufgrund der Entfestigung und Teilzerstörung war das Bauwerk im Kalten Krieg weder für das Sofort- noch für das Vorabprogramm zur Instandsetzung vorgesehen. Seit einigen Jahrzehnten ist der Kleingartenverein Neurath e.V. im angrenzenden Gelände ansässig und nutzt wenige Quadratmeter der stark zerstörten Innenräume als Lagerfläche.

 

Text: Andreas Altena
Version: 1.1 (Sep. 2020)


Quellen

  • - Purpus, Elke/Sellen, Günther B.: Bunker in Köln – Versuche einer Sichtbar-Machung, Bd. 1 der Schriftenreihe der Kunst- und Museumsbibliothek der Stadt Köln, Essen 2006
  • - Historisches Archiv der Stadt Köln: Best. 713B; A87, Best. 528B, A87.
  • - CRIFA, Baubegehungen im Rahmen des Projektes "HOCHbunker.koeln" (Köln, Jul.-Sep. 2020)

 

Das gesamte Literatur- und Quellenverzeichnis für unsere Online-Dokumentationen finden Sie auf unserer Quellenseite.

 

Abbildungen
  • - Abb. HC.01: Blick entlag der Fassade mit nicht fertiggestellten Splitterschutzblock vor zu Zugang (Foto: Andreas Altena, 2020, erstellt im Rahmen der Projektbegehung für HOCHbunker.koeln)
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