EINLEITUNG

Hochbunker Grüner Hof

Inmitten der Wohnsiedlung „Grüner Hof“ in Mauenheim steht dieser monolithische „Bunkerklotz“. Er wirkt hinter grünen Bäumen und Büschen und mit seinem harmlosen Walmdach gar nicht so deplatziert, wie vielleicht noch in der Entstehungszeit 1942/43, als er in die von Wilhelm Riphahn 1922 – 1924 sorgfältig komponierte Wohnanlage grob hineingesetzt wurde. Zuletzt und vermutlich einzig am Tag des offenen Denkmals 2019 war dieses denkmalgeschützte Bauwerk des Krieges im Inneren durch die Ehrenamtler der CRIFA zu besichtigen, da der kürzlich erfolgte Verkauf Ungewisses für die Zukunft bringt.

Dokumentation Hochbunker Grüner Hof, Köln
Abb. HG.01: Eingangsblock (Foto Anderas Altena, 2019)
Dokumentation Hochbunker Grüner Hof, Köln
Abb. HG.02: Blick in einen erhaltenen Flur (Foto Anderas Altena, 2019)
GESCHICHTE

Bau bis 1945

Außer den Hochbunkern Herthastraße und Sandweg konstruierte der Architekt Ernst Nolte (zur Person siehe unter Hochbunker Herthastraße) diesen Schutzbau für 1.665 Menschen im Rahmen der zweiten Bauwelle des „Führersofortprogramms“. Es sollten dort vornehmlich Bewohner der umliegenden Siedlung bei Fliegeralarm unterkommen, da die Wege von den Häusern zum Bunker recht kurz sind. Auf zwei Etagen waren knapp 80 Abteile für je sechs Personen, weiterhin gab es Platz für Schutzsuchende in den Fluren und Vorräumen sowie Toiletten- und Waschräume.

Trotz der starken Veränderungen, die das Gebäude nach dem Krieg durch Umbau erfahren hat, sind noch Wandanschläge in Teilen erhalten, die indirekt vom Leben im Bunker zeugen. Ein Plakat des Kölner Polizeipräsidenten als örtlicher Luftschutzleiter untersagte ausdrücklich, in den Einzelräumen Bettzeug, Gepäck, Kleidungsstücke und anderes anzuhäufen, um nicht die Verbreitung von Wanzen zu fördern.

Die Kosten der Beseitigung von Ungeziefer („Entwesung“) seien angestiegen und „nicht unerheblich“. Auch wurde es verboten, Grammophone und Radiogeräte an die Stromstecker anzuschließen. Bei Zuwiderhandlung konnte die Bunkerberechtigungskarte entzogen werden. Dieses Dokument zeigt, dass die Bunkerinsassen ihre fest zugewiesenen Abteile auch als Unterbringungsmöglichkeit für Hausrat ansahen, der in den Wohnungen der Gefahr der Vernichtung durch Fliegerangriffe ausgesetzt war.

Auch versuchte man vielleicht, die Abteile etwas wohnlicher zu machen und sich mittel Radio und Musik die Zeit zu vertreiben, allerdings ohne das Durchgreifen der Ordnungsmacht zu bedenken. Andere Wandanschläge betreffen die Luftschutzpflicht und vor allem die Verpflichtung der männlichen Insassen zwischen 16 und 70 Jahren, beim Fliegerangriff als Selbstschutzkräfte die eigenen Wohnhäuser zu schützen. Dieser Personenkreis durfte sich nicht im Bunker aufhalten, da dieser in erster Linie zur Aufnahme von Frauen und Kindern gedacht war. Inwiefern die Anordnungen streng überwacht wurden, ist indes nicht nachvollziehbar.

ARCHITEKTUR

BAUBESCHREIBUNG

Der langrechteckige Baukörper hat zwei Geschosse mit einer Traufhöhe von 7,55 Metern und jeweils 500 Quadratmetern Nutzfläche und ist nicht unterkellert. Das aufgesetzte Walmdach fügt sich gut in die Umgebung ein und ist nur von außen über eine Leiter begehbar. Die darunter liegende bombensichere Decke hat eine Stärke von 1,60 Meter. An der südwestlichen Seite befindet sich über den Technikräumen ein niedriger Belüftungsturm./

An den Stirnseiten sind Portalbauten mit splittergeschützten Eingängen vorgesetzt. Auf beiden Etagen waren Schutzrumabteile sowie wahrscheinlich Bunkerwart- und Sanitätsräume. Im Erdgeschoss waren ursprünglich die technischen Anlagen (Heizung und Schutzlüfter) untergebracht. diese wurden nach dem Krieg entfernt und es wurde eine Lüftungsanlage nach den Erfordernissen eines möglichen Atomkriegs eingebaut. Auch die anfangs vorhandenen Abteile und Wasch-/Toilettenräume wurden entfernt, letztere wurden durch neuere WC-Anlagen ersetzt.

FRIEDENSZEIT

Nachkriegsnutzung

Zunächst diente der Bunker als Notunterknft; nach Zeugenaussagen sollen bis Mitte der 1950er Notwohnungen für alleinerziehende Mütter mit ihren Kindern dort eingerichtet gewesen sein. Eine Reaktivierung des Bauwerks erfolgte 1963/64 mit ca. 2.000 Schutzplätzen für einen kurzfristigen Aufenthalt. Im Jahr 1979 wurde die weitere Instandsetzung beschlossen, um den Erfordernissen des Kalten Krieges in einer neuen Spannungsphase gerecht zu werden.

Mit einem Finanzaufwand von 553.000 DM wurde die Anlage für den Aufenthalt von 869 Menschen umgebaut. Die geringere Schutzplatzzahl lässt sich möglicherweise mit der geringen Wasserbevorratung mit fünf Trinkwasserbehältern zu je 1.000 Liter erklären. Ein Notbehandlungsraum wurde mit Krankentrage, Tisch und Stuhl ausgestattet und der Aufsichtsraum (früher „Bunkerwartraum“) verfügte über einen Tisch, Stühle und einen Spind. Darüber hinaus wurden neue druck- und splittersichere Schleusentüren sowie eine Lüftungsanlage mit Grobsandfilter eingebaut, die Zwischenwände entfernt und neue WC-Anlagen installiert.

Da der Aufenthalt im Kriegsfall nur kurzzeitig für maximal 10 Stunden vorgesehen war, wurden keine Betten, Bänke o.ä. installiert. Neben den Hochbunkern Körnerstraße und Elsaßstraße waren außer diesem noch die Mehrzweckanlagen in den U-Bahnhaltestellen Rudolfplatz und Kalk Post zur Aufnahme von Zivilisten im Atomkrieg vorgesehen. Vom städtischen Amt für Zivilschutz wurde zwischenzeitlich dort Zivilschutzausrüstung gelagert, bis diese Organisation nach Ende des Kalten Kriegs aufgelöst wurde. Inzwischen besteht wie bei allen Schutzbauten aus dem Kalten Krieg keine Zivilschutzbindung mehr. Der Bunker wurde zum Tag des offenen Denkmals am 08.09.2019 von der CRIFA in öffentlichen Führungen den Kölner Bürgern gezeigt und harrt nach dem Verkauf im Juni 2020 seiner neuen Bestimmung.

 

Text: Andreas Altena
Version: 1.1 (Sep. 2020)


Quellen

  • - Purpus, Elke/Sellen, Günther B.: Bunker in Köln – Versuche einer Sichtbar-Machung, Bd. 1 der Schriftenreihe der Kunst- und Museumsbibliothek der Stadt Köln, Essen 2006
  • - Historisches Archiv der Stadt Köln: Best. 713B; A86, A88, A 144
  • - Bundesarchiv BArch. B126-144491
  • - CRIFA, Baubegehungen im Rahmen des Projektes "HOCHbunker.koeln" (Köln, Jul.-Sep. 2020)

 

Das gesamte Literatur- und Quellenverzeichnis für unsere Online-Dokumentationen finden Sie auf unserer Quellenseite.

 

Abbildungen
  • - Abb. HG.01: Eingangsblock (Foto Anderas Altena, 2019)
  • - Abb. HG.02: Blick in einen erhaltenen Flur (Foto Anderas Altena, 2019)
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