EINLEITUNG

Hochbunker Rothenburger Straße

Mitten in einem Wohngebiet im Stadtteil Höhenberg ragt der einstige Schutzbau als ungewöhnlich anmutendes Wohnhaus mit Balkonen, Emporen und Türmen auf. Das fast freundliche Aussehen verdankt der Bunker der Umgestaltung zu städtischem Wohnraum im Jahr 2018. Mit diesem Umbau konnte der Bunker, welcher nicht unter Denkmalschutz steht, einer sinnvollen modernen Nutzung zugeführt werden, die einen dauerhaften Erhalt erhoffen lässt.

Dokumentation Hochbunker Rothenburger Straße, Köln
Dokumentation Hochbunker Pützlachstraße, Köln
GESCHICHTE

Bau bis 1945

Dieses Bauwerk ist einer von sieben Hochbunkern, die der Architekt Hans Schumacher Anfang der 1940er Jahre entworfen hat. Mit seinem seitlich an der südlichen Stirnseite angebrachten Belüftungskamin, der zusätzlich vom südlichen Treppenturm eingerahmt wird, lässt sich der Schutzbau nicht zur Gruppe der sogenannten Kirchenbunker zählen, da das Erscheinungsbild nicht kirchenähnlich ist. Fertiggestellt wurde er 1942 und bot 1.530 Bewohnern der umliegenden Häuser Schutz vor den nächtlichen Bombenangriffen.

Auch hier erfolgte die Unterbringung der Schutzsuchenden in kleinen Abteilen mit wahrscheinlich dreistöckigen Hochbetten, bzw. in den Vorräumen auf Bänken. Die Etagen werden auch hier mit Wasch- und Toilettenräumen versehen gewesen sein. Bauliche Relikte der typischen Kochnischen, einer wannenartigen Vorrichtung aus Kunststein zur Aufstellung von elektrischen Heizplatten, finden sich noch im Keller. Die Einrichtung und Ausstattung dieses Hochbunkers entsprach demnach dem Standard der anderen, zum Teil in originaleren Zuständen erhaltenen Schutzbauten.

ARCHITEKTUR

BAUBESCHREIBUNG

Langrechteckiger Kubus mit Flachdach und an der Westseite seitlich aufragenden Treppentürmen sowie an der südlichen Stirnseite angebrachtem Belüftungskamin. Neben den Treppentürmen befinden sich an der Westseite unter einem Betondach zwei Eingangsbereiche mit vorgelagerten Splitterschutzwänden und je drei Eingangsschleusen. Die Wandstärke beträgt 1,10 Meter und unter Erdgleiche 1,80 Meter, was an der südlichen Stirnseite als Betonvorwölbung gut nachvollziehbar ist. Das Gebäude ist dreistöckig zuzüglich eines Kellergeschosses und hat eine Höhe von 11 Metern. An der Ostseite befinden sich in Höhe des obersten Geschosses rechts und links balkonartige Luftschächte. Im Kellergeschoss, das am wenigsten von späteren Umbauten betroffen ist, sind unter der südlichen Stirnseite (im Bereich des Belüftungskamins) noch technische Räume zur Aufnahme von Heizungs- und Lüftungsanlagen zu identifizieren. Im Hauptbau befinden sich noch Kellerräume mit originaler Raumaufteilung, d.h. mit den bekannten „Abteilen“, und mit erhaltenen Abteilnummern in schwarzer Farbe.

FRIEDENSZEIT

Nachkriegsnutzung

Nach dem Krieg wurde der Bunker wie viele andere als Notunterkunft genutzt, später als Getreidelager. Im Kalten Krieg prüfte das Zivilschutzamt der Stadt Köln erstmals im Jahr 1962, dann nochmals 1975 die Instandsetzung mit 2508 Schutzplätzen. Trotz des positiven Ergebnisses des zivilschutztaktischen Gutachtens kam es aus wirtschaftlichen Gründen nicht zu einer Instandsetzung, da die errechneten Kosten je Schutzplatz in etwa denen einer Neuerrichtung einer modernen Mehrzweckanlage entsprachen.

Eine Mehrzweckanlage hätte zudem über eine deutlich längere Schutzdauer von 14 Tagen verfügt gegenüber einer nur kurzfristig möglichen Dauer von ca. 10 Stunden bei einer Instandsetzung. Daraufhin wurde der HB bereits Anfang der 1980er Jahre endgültig aus der Zivilschutzbindung entlassen. Somit unterlag das Bauwerk samt Grundstück keinerlei Zivilschutzbeschränkungen und konnte für andere Nutzungen baulich verändert werden. Der Bunker wurde daraufhin entfestigt und zu Wohnzwecken umgebaut. Hierzu schnitt man zusätzliche 48 (Fenster-) Öffnungen mit einer Gesamtfläche von ca. 200 Quadratmetern in die Außenwände.

Bis zum Jahr 2016 befand sich die Jugendwerkstatt der städtischen Jugendhilfe Köln e.V. in dem Gebäude. Zuletzt baute die Stadt als Eigentümer und Nutzer den Hochbunker in den Jahren 2017/2018 unter modernen Gesichtspunkten um. Es entstanden neben einigen Büroräumen 14 Wohnungen für ca. 50 Personen, wobei der Wohnkomfort durch Vergrößerung einiger Fenstereinschnitte verbessert wurde.

Quellen

  • Purpus, Elke/Sellen, Günther B.: Bunker in Köln – Versuche einer Sichtbar-Machung, Bd. 1 der Schriftenreihe der Kunst- und Museumsbibliothek der Stadt Köln, Essen 2006.
  • Historisches Archiv der Stadt Köln: Best. 713B, A87, A88, A144.
  • Textvorlage Andreas Altena
KONTAKT

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