EINLEITUNG

Hochbunker Werkstattstraße

Die unmittelbare Nähe zum damals kriegswichtigen Reichsbahnausbesserungs-Werk in Köln-Nippes, führte im Zweiten Weltkrieg zu einer erhöhten Gefahr von Luftangriffen auf diesen Bereich des Kölner Stadtgebietes. Für die Wohnbevölkerung war daher die Errichtung eines Hochbunkers in der Werkstattstraße von großer Bedeutung. Nach dem Krieg durchlebte der 1942 fertiggestellte Luftschutzbunker eine wechselvolle Nachnutzung, die kurz nach der Jahrtausendwende mit einer völligen Metamorphose von einem schmucklosen nach außen verschlossenen Schutzbauwerk hin zu einer lichtdurchfluteten offenen Wohnnutzung, vorerst ihren Abschluss fand.

Dokumentation Hochbunker Werkstattstraße, Köln
ARCHITEKTUR
An der Werkstattstraße Nr. 9 deutet heute nichts auf die Existenz eines Hochbunkers aus dem Zweiten Weltkrieg hin. Stattdessen hebt sich an dieser Stelle ein Gebäude mit einem auffälligen Stahl-Trapez-Dach und einer modernen Architektur von der übrigen Bebauung ab. Dieses Gebäude verdeckt heute die Sicht auf den auf dem rückwärtigen Gelände liegenden ehemaligen Hochbunker. Doch auch hier erinnert auf den ersten Blick nichts mehr an ein Luftschutzbauwerk aus dem Krieg. Der Hochbunker wurde aufwendig umgebaut.

Dokumentation Hochbunker Pützlachstraße, Köln
GESCHICHTE

Bau bis 1945

Im Zweiten Weltkrieg befand sich unmittelbar angrenzend an den Hochbunker das weitläufige Reichsbahnausbesserungs-Werk, welches als wichtige Komponente der verteidigungsrelevanten Infrastruktur der Eisenbahn im Zweiten Weltkrieg viele feindliche Angriffe aus der Luft auf sich zog. Die erste Bombardierung des Werks erfolgte bereits in der Nacht vom 10. auf den 11. März 1941. Viele weitere Angriffe folgten von nun an. Davon in Mitleidenschaft gezogen wurden jedoch nicht nur das Werk selbst, sondern auch die unmittelbar anliegenden Wohnquartiere des sogenannten „Sechzigviertels“ in Köln-Nippes. Während das Reichsbahnausbesserungswerk über eigene Werksluftschutzräume verfügte, war ein großer öffentlicher Luftschutzbunker für die Wohnbevölkerung bis dato noch nicht vorhanden und dringend nötig. So werden die Anwohner die Fertigstellung des Hochbunkers in der Werkstattstraße im Jahre 1942 sicherlich mit Erleichterung aufgenommen haben.

ARCHITEKTUR

BAUBESCHREIBUNG

Das Schutzbauwerk ähnelte in seiner Ausführung dem Hochbunker in der Kevelaerstraße in Nippes und bestand aus zwei Gebäudeteilen, die als Kubus mit Flachdach errichtet wurden. Das Bauwerk erstreckte sich über eine Länge von 45 m und einer Breite von 15 m. Die Gebäudehöhe betrug 7,50 m. Der rückwärtige südliche Gebäudeteil bildete das Hauptbauwerk. Hier befand sich auf dem Dach ein kleiner Sockel, der vermutlich ähnlich wie bei den Hochbunkern in der Markstraße, dem Helenenwall sowie der Kevelaer Straße im Krieg für eine leichte Flak genutzt wurde. Vorgesehen waren in den drei Geschossen, die sich über den Keller, das Erdgeschoss sowie das Obergeschoss erstreckten insgesamt etwa 2.150 Schutzplätze, die jedoch im Krieg während der Angriffe vermutlich deutlich überbelegt wurden. Die Außenwände wurden zum Schutz vor Bombentreffern, Splittern und Druckwellen in 1,10 m starkem Stahlbeton ausgeführt und wurden unter Erdgleiche zum Schutz vor Erddruckwellen noch einmal auf 1,80 m verstärkt. Die Decke erhielt eine 1,40 m starke Stahlbetonarmierung.

FRIEDENSZEIT

Nachkriegsnutzung

Nach Kriegsende diente der Hochbunker in der Werkstattstraße zunächst der obdachlos gewordenen Bevölkerung als Notquartier. Die auf Anordnung der Alliierten Militärregierung vom 21.07.48 durchzuführende Entfestigung fand, im Gegensatz zu den meisten übrigen Hochbunkern in Köln, für den Bunker in der Werkstattstraße nicht statt. Später befanden sich in dem Bauwerk ein Hotel- und Gaststättenbetrieb und ein Warenlager. Ab den 1970er Jahren fand das ehemalige Schutzbauwerk als Männerwohnheime eine alternative Verwendung. Wie für die großen öffentlichen Luftschutzbunker in Köln üblich, wurde auch für den Hochbunker in der Werkstattstraße aufgrund des sich abzeichnenden Kalten Krieges und der Sorge vor einem neuen bewaffneten Konflikt, die Eignung als modernisierter „Strahlenschutzraum“ geprüft. Eine Instandsetzung für neu ermittelte 2.542 Schutzplätze nach aktuellsten Schutzanforderungen wurde letztendlich bis zum Ende des Kalten Krieges nicht mehr realisiert.

Auch wenn der Hochbunker wahrscheinlich in den 1980er Jahren aufgrund seines tristen Äußeren großflächig bemalt wurde, führte sein Anblick vermutlich nicht zu einer nennenswerten Attraktivitätssteigerung des umliegenden Wohnviertels. Dies änderte sich erst im Jahre 2003, als der nicht unter Denkmalschutz stehende Hochbunker durch den Bauherren Jean-Paul Hohr erworben wurde und unter dem Projektnamen „NippesLoft“ in den Jahren 2004 bis 2005 mit Gesamtkosten von 3,9 Mio € aufwendig zu 17 lichtdurchfluteten Loftwohnungen umgebaut wurde. Die den Bunker stark verändernden Außen- und Innenwandabbrucharbeiten umfassten seinerzeit ein Volumen von insgesamt 3.500 Tonnen Stahlbeton was, so Bauherr Hohr bei seiner Rede zum Richtfest, umgerechnet dem Gewicht von 583 ausgewachsenen afrikanischen Elefanten entsprach.

Die ursprüngliche Zweckbestimmung des Bauwerkes als Weltkriegsbunker lässt sich heute allenfalls noch an einigen Stellen aufgrund der tiefen Fensterlaibungen erahnen. Den Passanten auf der Werkstattstraße entzieht sich der ehemalige Hochbunker heute vollständig den Blicken, da neben einem Umbau des Bunkers selbst auch ein völlig neues Wohngebäude als Querriegel zur Straße hin errichtet wurde.

Quellen

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