EINLEITUNG

Hochbunker Elsa-Brändström-Straße

Die Anschrift Elsa-Brändström-Straße 9 ist den meisten Kölnern eher im Zusammenhang mit dem 1997 ins Leben gerufenen Skulpturenpark ein Begriff und weniger als Standort eines Hochbunkers. Das grüne Parkgelände zeigt heute nicht mehr viel von der langjährigen militärischen Nutzung, angefangen mit dem Befestigungswerk Riehler Schanze 1834/35 über den Bau des preußischen Forts XI Mitte der 1840er Jahre, das noch im Zweiten Weltkrieg als Notkrankenhaus diente, bis hin zum Luftwaffenbunker und Gefechtsstand der 7. Flakdivision.

Dokumentation Hochbunker Elsa-Brändström-Straße, Köln
Abb. HE.01: Blick von der Straßenseite auf das angebaute Treppenhaus (Foto: Andreas Altena, 2020)
Dokumentation Hochbunker ELSA-BRÄNDSTRÖM-STRASSE, Köln
Abb. HE.02: Vogelschau auf das aufgestockte Gebäude (Foto: Attila Radnai, 2020)
GESCHICHTE

Geschichte bis 1945

Am damaligen Riehler Wall/Ecke Niederländer Ufer wurde im Jahr 1942 der vom städtischen Oberbaurat Theodor Teichen (geb. 03.10.1896, verst. 06.08.1963) entworfene Bunker für die Luftwaffe gebaut. Architekt Teichen hatte zuvor beim Bau der Kölner Großmarkthalle 1936 bis 1940 Erfahrungen mit der Konstruktion komplexer Stahlbetonbauten gesammelt. Nach Beginn des Luftkriegs stellte sich für die deutsche Luftwaffe die Frage nach der wirksamen Abwehr der nächtlichen Angriffe der britischen Luftwaffe auf deutsche Städte und Ballungsgebiete. Zunächst entwickelte man ab Ende 1940 ein System der „hellen Nachtjagd“ (HENAJA), bei dem Scheinwerferbatterien in den Einflugzonen der Royal Air Force (RAF) helle Räume schufen, um dort mit Nachtjägern und Flak (Flugabwehrkanonen) die Bomber zu bekämpfen.

Das System wurde weiterentwickelt und erfuhr insbesondere durch den Einsatz neuer Funkmess-Ortungsgeräte neue Impulse, so dass man auf die „dunkle Nachtjagd“ mit radargeführten Jägern (DUNAJA) und schließlich im Sommer 1942 auf die „kombinierte Nachtjagd“ (KONAJA) umstellte. Diese war für einige besonders bedrohte Städte wie Kiel, Hamburg, Berlin und Köln vorgesehen. Für die KONAJA wurden dort Führungszentralen für Scheinwerfer, Flak, Nachtjäger und Funkmesseinheiten unter besonderen Tarnnamen eingerichtet.

Die Führung der KONAJA im Großraum Köln übernahm 1942 die 7. Flakdivision unter der Tarnbezeichnung „Kolibri“. Der Gefechtsstand wurde im gleichen Jahr im gerade fertiggestellten Hochbunker eingerichtet. Technische Anlagen und Nachrichtenmittel waren wahrscheinlich in den beiden Nebenbunkern untergebracht. Die Führung der Nachtjagd im westlichen Raum erfolgte somit vom Hochbunker in der heutigen Elsa-Brändström-Straße aus.

ARCHITEKTUR

BAUBESCHREIBUNG

Das Bauwerk ist ein zweigeschossiger Kubus mit Flachdach und Innenhof. Bei Umbauten nach dem Krieg wurden ein weiteres Geschoss und eine verglaste Eingangshalle angefügt. Außerdem gehören zur Bunkeranlage zwei weitere, kleinere Betonbauten. Ein wenige Meter westlich liegender Bau ist langrechteckig und verfügt über ein Keller- und ein Erdgeschoss. Der dritte Bunker liegt nördlich hinter dem Hochbunker und ist am ehesten als Mannschafts- oder Geräteunterstand anzusprechen.

FRIEDENSZEIT

Nachkriegsnutzung

Der Hochbunker wurde entfestigt und 1950/51 zur "Deutschen Jugendherberge des Friedens" umgebaut. Hierbei wurde die verglaste Eingangshalle errichtet, die das Bauwerk zur Straßenseite hin prägt. In den Jahren 1983/84 erfolgte ein weiterer Umbau zu einem privaten Wohnhaus. Eine amtliche Aufstellung der frühen Nachkriegszeit stellte eine Schutzplatzkapazität von bis zu 1.620 Personen fest. Allerdings kam eine neuerliche Nutzung als Schutzraum aufgrund der Entfestigungen und Umbauten wohl nicht mehr in Frage.

 

Text: Andreas Altena
Version: 1.1 (Sep. 2020)


Quellen

  • - Purpus, Elke/Sellen, Günther B.: Bunker in Köln – Versuche einer Sichtbar-Machung, Bd. 1 der Schriftenreihe der Kunst- und Museumsbibliothek der Stadt Köln, Essen 2006
  • - Bohlmann, Dieter-Theodor: Sokrates. Die Geschichte der Reichsluftverteidigung, ihrer Anlagen und Liegenschaften in und um Stade 1935 – 2005, Stade 2005.
  • - www.gyges.dk (Abgerufen im Sep. 2020)
  • - CRIFA, Baubegehungen im Rahmen des Projektes "HOCHbunker.koeln" (Köln, Jul.-Sep. 2020)

 

Das gesamte Literatur- und Quellenverzeichnis für unsere Online-Dokumentationen finden Sie auf unserer Quellenseite.

 

Abbildungen
  • - Abb. HE.01: Blick von der Straßenseite auf das angebaute Treppenhaus (Foto: Andreas Altena, 2020, erstellt im Rahmen der Projektbegehung für HOCHbunker.koeln)
  • - Abb. HE.02: Vogelschau auf das aufgestockte Gebäude (Foto: Attila Radnai, 2020, erstellt im Rahmen der Projektbegehung für HOCHbunker.koeln)
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