EINLEITUNG

Hochbunker Helenenwallstraße

Im Stadtteil Deutz steht direkt an der Zufahrt zur Severinsbrücke einer von drei nach Ihrem Erscheinungsbild „Kirchenbunker“ genannten Schutzbauten. Seit den 1980er Jahren in bunten Farben mit Architektur-Motiven bemalt und später mit Graffiti teilweise übersprüht, mutet das Bauwerk neben Spiel- und Basketballplätzen heute sehr friedlich an. Nicht allein die besondere Bauform des rheinischen Vertreters des „Neuen Bauens“ Hans Schumacher macht die Denkmalwürdigkeit dieses seit 1980 eingetragenen Baudenkmals aus, sondern auch der in weiten Teilen originale Zustand der Innenräume und Einrichtungen.

Dokumentation Hochbunker Helenenwallstraße, Köln
Abb. HH.01: Straßenseitige Ansicht 1987 (Foto: Michael Wenke, 1987)
Dokumentation Hochbunker Helenenwallstraße, Köln
Abb. HH.02: Stirnseite mit Turmanbau (Foto: Jürgen Schneider, 2007)
GESCHICHTE

Bau bis 1945

Der Hochbunker wurde im Jahr 1943 unter der Ägide des Architekten Hans Schumacher (zur Person siehe unter Hochbunker Bodestraße) fertiggestellt. Dieser hatte neben vier anderen Hochbunkern die Kirchenbunker in der Marktstraße, der Berliner Straße und den hier vorgestellten entworfen. Die Kirchenbunker zeichnen sich durch einen Hauptbau mit giebelseitigem Abluftkamin als „Glockenturm“ aus (weiteres zum Kirchenbunker siehe unter Hochbunker Marktstraße). Ein erster Entwurf Schumachers war noch stärker mittels Baudekorationen wie einem Kranzgesims und betonten Türeinfassungen an Sakralbauten angelehnt. Das Bauwerk gleicht in einigen Grundrissdetails stark dem Hochbunker Marktstraße, ist aber äußerlich mit mehr Schmuckelementen versehen. Der freistehende Bau konnte 3.030 Bewohnern der angrenzenden Wohnstraßen Schutz bieten und war mit kleinen Abteilen mit jeweils zwei dreistöckigen Hochbetten ausgestattet. Schutzsuchende ohne fest vergebene Plätze saßen bei Fliegeralarm auf Bänken in Vorräumen und Fluren.

ARCHITEKTUR

BAUBESCHREIBUNG

Langrechteckiger Kubus mit Flachdach, Turmanbau und Laterne („Glockenturm“). Der Kircheneindruck wird durch ein umlaufendes zinnenförmiges Traufgesims und Blendfenster verstärkt. Der dreigeschossige Bau unterteilt sich in zwei Obergeschosse, ein Kellergeschoss und zwei stirnseitig unter dem Turm liegenden Technik-Tiefkellern. An den Längsseiten befanden sich ursprünglich vier Portalvorbauten mit splittergeschützten Eingängen/Gasschleusen. Die Wandstärke ist mit 1,25 Meter etwas stärker als bei den meisten anderen Bunkern (1,10 Meter) und beträgt unter Erdgleiche 1,80 Meter. Die Stärke der Decke beträgt 1,40 Meter bei einer Traufhöhe von 11,35 Metern. Auf allen drei Etagen befanden sich Schutzraumabteile mit zumeist zwei dreistöckigen Hochbetten und einer Sitzbank. Es gab zudem auf jeder Etage Toiletten- und Waschräume getrennt für Frauen und Männer. In den Kellern sind noch heute Belüftungsanlagen der Firma Auer/Berlin, zu finden, auch befanden sich dort die Heizungsanlage sowie die Wasser- und Stromversorgung.

FRIEDENSZEIT

Nachkriegsnutzung

Nach dem Krieg wurde auch dieser Bunker nicht entfestigt, eine zunächst avisierte Instandsetzung mit 3.030 Schutzplätzen wurde allerdings nicht realisiert. Für die Nutzung als Lager wurden die Portalvorbauten entfernt und an der nördlichen Längsseite eine Laderampe angebaut. Inzwischen wird das Bauwerk von der Stadt Köln genutzt.

 

Text: Andreas Altena
Version: 1.1 (Sep. 2020)


Quellen

  • - Purpus, Elke/Sellen, Günther B.: Bunker in Köln – Versuche einer Sichtbar-Machung, Bd. 1 der Schriftenreihe der Kunst- und Museumsbibliothek der Stadt Köln, Essen 2006
  • - Hiltrud Kier, Karen Liesenfeld, Horst Matzerath (Hrsg.): Architektur der 30er und 40er Jahre in Köln. Schriften des NS-Dokumentationszentrums, Band 5, Köln 1999.
  • - Historisches Archiv der Stadt Köln: Best. 713B, A144.
  • - CRIFA, Baubegehungen im Rahmen des Projektes "HOCHbunker.koeln" (Köln, Jul.-Sep. 2020)

 

Das gesamte Literatur- und Quellenverzeichnis für unsere Online-Dokumentationen finden Sie auf unserer Quellenseite.

 

Abbildungen
  • - Abb. HH.01: Straßenseitige Ansicht 1987 (Foto: Michael Wenke, 1987)
  • - Abb. HH.02: Stirnseite mit Turmanbau (Foto: Jürgen Schneider, 2007)
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