EINLEITUNG

Hochbunker Körnerstraße

Der als „bunker k101“ bezeichnete ehemalige Schutzbau ist heute in Köln als Ehrenfelder Kunstbunker und Gedenkort geläufig. Geplant wurde er vom bekannten Architekten Hans Schumacher und 1943 für ca. 1.550 Schutzsuchende fertiggestellt. Der öffentliche Bunker wurde nach Kriegsende u.a. als Notunterkunft und Möbellager genutzt. Im Kalten Krieg wurde die Anlage modernisiert und als Schutzraum gegen atomare, biologische und chemische Kampfmittel hergerichtet. Noch während dieser Zeit etablierte sich dort ab Ende der 1980er Jahre die lebhafte Ehrenfelder Kunst- und Kulturszene. Der Kunst- und Kulturverein Hochbunker Körnerstraße 101 e.V. nutzt den Bunker als Erinnerungsort und für kulturelle Veranstaltungen.

Dokumentation Hochbunker Körnerstraße, Köln
Dokumentation Hochbunker Pützlachstraße, Köln
GESCHICHTE

Bau bis 1945

Im Rahmen des „Führersofortprogramms“ wurde der Bunker 1943 errichtet, um im Stadtteil Ehrenfeld Schutzplätze für Menschen zu schaffen, die entweder keinen eigenen geeigneten Luftschutzkeller besaßen oder sich bei Fliegeralarm gerade auf der Straße auf dem Weg zur Arbeit o.ä. befanden und den eigenen Schutzraum nicht mehr erreichen konnten. Es gab höchstwahrscheinlich (wie in den meisten der öffentlichen Bunker) fest vergebene Plätze für Familien und „Hausgemeinschaften“. Mit einem amtlichen Dokument, der „Bunkerkarte“ mussten sich die Schutzsuchenden legitimieren, sofern sie nicht zur zweiten o.g. Gruppe gehörten.

Die Unterbringung erfolgte in kleinen Abteilen, in denen sich dreistöckige Hochbetten befanden, bzw. in den Vorräumen auf Bänken. Auf jeder Etage gab es Wasch- und Toilettenräume sowie eine Kochnische, um den Aufenthalt für die Dauer des Luftangriffs, längstens bis zum Morgen, erträglich zu gestalten. Die offizielle Schutzplatzzahl von 1.550 Personen wurde vermutlich im Verlauf des sich steigernden Bombenkriegs deutlich überschritten. Der Schutzbau war vom Architekten Hans Schumacher geplant worden, der sechs weitere Kölner Hochbunker entworfen hatte (mehr zu Hans Schumacher und seinen Bauten siehe unter Hochbunker Bodestraße).

Lange Zeit wurde angenommen, dass für den Hochbunker die Synagoge der Ehrenfelder jüdischen Gemeinde abgerissen worden war. Allerdings stand diese auf einem Nachbargrundstück und wurde von den Nationalsozialisten im Zuge der antijüdischen Novemberpogrome 1938 niedergebrannt. Der Bunker diente 1944 zeitweise der Ehrenfelder Gruppe der Edelweißpiraten als Unterschlupf. Einige Mitglieder der Edelweißpiraten wurden gefasst und im Herbst 1944, ebenso wie einige ausländische Zwangsarbeiter, in der Nähe von der Gestapo öffentlich gehängt. Noch heute treffen sich am Bunker alljährlich am 10. November, dem Jahrestag der Nazi-Pogrome, viele Kölner Bürger, um der Pogromnacht und der Ermordung der Edelweißpiraten und Zwangsarbeiter zu gedenken.

ARCHITEKTUR

BAUBESCHREIBUNG

Der Bunker ist ein langrechteckiger, dreigliedriger Kubus mit von der Straßenfront zurückspringender Hauptfont. Flankierend schließen sich zwei vorspringende Vorbauten mit innenliegenden Eingängen (Gasschleusen) an. Das Gebäude hat eine Grundfläche von 41 x 14,9 Meter (ohne Vorbauten) und verfügt über ein pfannengedecktes Walmdach, welches eine optische Integration in die umliegende Bebauung ermöglichen soll. Der Bau verfügt über drei Etagen und ein Kellergeschoss mit insgesamt 1.668 m2 Nutzfläche. Die Traufhöhe des Betonbaus ohne das aufgesetzte Dach beträgt 11 Meter, das Walmdach selbst ist 4,81 Meter hoch. In der Mitte des Gebäudes befand sich eine durchgehende Toreinfahrt, die im Rahmen der Instandsetzung des Bunkers 1983/84 verschlossen wurde. Über der ehemaligen Toreinfahrt ragt eine turmartige Gaube auf. Zum Schutz vor Bombeneinschlägen beträgt die Deckenstärke 1,40 Meter, die Wände bestehen aus 1,10 Meter starkem Stahlbeton und sind unter Erdgleiche sogar 1,80 Meter stark. Seit dem 25. April 1995 steht das Gebäude unter Denkmalschutz (Nr. 7443 der Denkmalliste).

FRIEDENSZEIT

Nachkriegsnutzung

Unmittelbar nach dem Krieg diente der Bunker als Unterkunft für entlassene Kriegsgefangene. Später wurden Notwohnungen für die ausgebombte Ehrenfelder Bevölkerung eingerichtet. Die Menschen mussten in beengten Verhältnissen in den sechs Quadratmeter kleinen Abteilen mit dreistöckigen Betten und mit Wandhaken als Garderobe leben. Durch die Enge und die mangelnde Versorgung kam es zu schlechten hygienischen Bedingungen: Läuse und übertragbare Krankheiten waren an der Tagesordnung. Erst gegen Ende der 1950er konnten die Bewohner in reguläre Wohnungen umziehen und der Bunker wurde anderweitig genutzt.

Die heute noch sichtbaren Beschriftungen an den Wänden zeugen von einer Nutzung als Möbellager. Bereits 1963/64 wurde der Bunker wieder als Schutzraum für 1.184 Personen instandgesetzt, um im Falle eines „heißen“ Krieges Teile der Bevölkerung für einen kurzfristigen Aufenthalt aufnehmen zu können. Da sich der Kalte Krieg seit Ende der 1970er wieder verschärfte, wurde am 05.07.1979 die zeitgemäße Instandsetzung beantragt. Diese wurde u.a. mit Einbau von atomsicheren Drucktüren und einer Lüftungsanlage 1983/84 durchgeführt, so dass die Anlage den Anforderungen des „Grundschutzes“ entsprach, d.h. Schutz vor herabfallenden Trümmern, radioaktivem Niederschlag, Brandeinwirkung sowie biologischen und chemischen Kampfstoffen.

Die Aufenthaltsdauer wurde für 1.502 Schutzsuchende auf ca. 10 Stunden festgesetzt. Danach war der Abtransport durch Einheiten des Zivilschutzes in „sichere“, also weniger verstrahlte Gebiete vorgesehen. Bis zur endgültigen Entlassung des Hochbunkers aus der Zivilschutzbindung im Jahr 2007 nutzte der zivile Bevölkerungsschutz die Anlage als Lager für die Ausrüstung der Trinkwassernotbrunnen.

Noch während die Zivilschutzplanungen des Kalten Kriegs Gültigkeit besaßen, wurden jedoch friedliche Nutzungen des Bunkers zugelassen. So probten hier hinter dicken schalldichten Wänden Musikgruppen wie die „Zeltinger Band“ und erste kulturelle Veranstaltungen und Kunstausstellungen wurden seit 1988 durchgeführt. Der Ehrenfelder Kunstverein, der Zusammenschluss „Kultur Köln 30“ und andere veranstalteten seither zahlreiche Ausstellungen, Lesungen, Performances u. ä.

Seit 2012 wird der von der BIMA (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben) vermietete Hochbunker vom Kunst- und Kulturverein Hochbunker Körnerstraße 101 e.V. (bunker k101) als Ort des Gedenkens, der Kunst und der Kultur genutzt. Der Verein machte den Hochbunker zum Ort der Erinnerungskultur und kümmert sich in diesem Sinne um historisch-politische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit, Forschung zum Nationalsozialismus und Arbeit mit Zeitzeugen.

Darüber hinaus werden Theaterprojekte und andere Kunstveranstaltungen durchgeführt.
Der Hochbunker Körnerstraße dient somit heute friedlichen und kulturellen Zwecken und stellt einen wichtigen Gedenk- und Erinnerungsort an die NS-Gewaltherrschaft und ihre Opfer dar.

Quellen

Das gesamte Literatur- und Quellenverzeichnis für unsere Online-Dokumentationen finden Sie auf unserer Quellenseite.
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