EINLEITUNG

Hochbunker Roncalliplatz

Die meisten Kölner und fast alle Besucher werden bereits einmal einen Blick in den „Dombunker“ geworfen haben, ohne dies zu wissen. Unter dem Römisch-Germanischen Museum (RGM) gelegen, ist durch die Glasfassade von außen nicht nur das berühmte römische Dionysos-Mosaik zu erkennen, sondern darüber auch die aufgeschnittene Bunkerdecke mit ihrer enormen Deckenstärke von ca. 2 Metern. Der Bau des RGM auf dem Dombunker zeugt einmal mehr vom Einfallsreichtum der Kölner in der Nachkriegszeit bei der Umnutzung der betonierten Kriegs-Altlasten.

Dokumentation Hochbunker Roncalliplatz, Köln
Dokumentation Hochbunker Pützlachstraße, Köln
GESCHICHTE

Bau bis 1945

Neben dem Hochbunker in der Domstraße 6 („RWZ-Bunker“) wurde vermutlich nur noch diese Anlage vom berühmten Kölner Architekten Wilhelm Riphahn (geb. 25.07.1889, verst. 27.12.1963) Anfang der 1940er Jahre entworfen. Riphahn war seit 1913 als selbstständiger Architekt tätig und hatte sich schon früh auf Bauten der öffentlichen Hand bzw. der Gemeinnützigen Aktiengesellschaft für Wohnungsbau (GAG) spezialisiert. Ab Anfang der 1920er gestaltete er, ebenso wie Hans Schumacher (siehe unter Hochbunker Bodestraße), seine Bauwerke zunehmend im Stile des „Neuen Bauens“ und machte sich mit den Wohnanlagen „Grüner Hof“ in Köln-Mauenheim (1922–1924), „Weiße Stadt“ und „Blauer Hof“ (1927–1932), dem Restaurant „Bastei“ (1924) sowie dem UFA-Palast am Hohenzollernring (1931) auch international einen Namen. Nach dem Krieg fungierte er als Berater für den Wiederaufbau der Stadt Köln und gestaltete die Stadt nicht zuletzt mit dem Bau der Oper wesentlich mit.

Zu Kriegsbeginn wurden jedoch alle nicht kriegswichtigen Bauvorhaben zurückgestellt, so dass offenbar auch Riphahn auf Aufträge wie den Bau des Dombunkers angewiesen war. Der Bunker sollte neben der Funktion als öffentlicher Luftschutzraum auch den Kunstschätzen des Doms Schutz bieten. Bei den Ausschachtungsarbeiten im Jahr 1941 stießen die Arbeiter auf ein 70 Quadratmeter großes Mosaik, das den Fußboden einer römischen Stadtvilla aus der Zeit um 220/230 n. Chr. zierte und welches nach dem in der Mitte abgebildeten Lustgott Dionysos benannt wurde. Der Bunker wurde in diesem Bereich umgeplant und um das Mosaik herum wurde ein eigener Bunkerraum errichtet. Bis zu 4.020 Schutzplätze soll die Anlage geboten haben, als sie 1942 fertiggestellt war, allerdings ist über das genaue Verhältnis von Kunst-Lagerräumen und Schutzräumen nichts bekannt. Während des Krieges erhielt der Bunker einen Bombentreffer, ohne jedoch größeren Schaden zu nehmen.

ARCHITEKTUR

BAUBESCHREIBUNG

(Im Grundriss nahezu quadratischer Kubus mit Flachdach und nur einer Etage über Erdgleiche, so dass der optische Eindruck einer Lagerhalle entstand. Das Bauwerk verfügte über zwei Etagen mit vier Eingängen, die über mehrere Treppen verbunden waren. Die Nutzfläche soll nach verschiedenen Quellen 2.415 oder 2.500 Quadratmeter betragen haben. Am Haupteingang befand sich im unteren Geschoss eine Gasschleuse und in der Nähe waren Toilettenräume sowie Belüftungsanlagen. Neben abteilartigen Unterkunftsräumen gab es auch Lagerräume für den Domschatz. Der größte Raum der unteren Etage beherbergte das Dionysos-Mosaik und war zum Schutz dieses Kulturguts mit Sand verfüllt.

FRIEDENSZEIT

Nachkriegsnutzung

Kurz nach dem Krieg diente der Bau als Notunterkunft und Entlausungsstation für Flüchtlinge und Heimkehrer. Bereits 1946 wurde das RGM gegründet und kurz danach das Dionysos-Mosaik öffentlich zugänglich gemacht. Außer der provisorischen musealen Nutzung gab es 1947 auch eine Gaststätte im Bunker. Am 24.11.1961 erfolgte die Eröffnung des RGM im Dombunker, bevor am 04.03.1974 der Neubau das Provisorium ablöste. Im Zuge des Neubaus wurde die Bunkerdecke über dem Mosaik aufgeschnitten und das Untergeschoss des Museums teilweise in die Bunkerstruktur integriert. Eine Instandsetzung für Zwecke des Kalten Krieges war daher ab diesem Zeitpunkt ausgeschlossen. Aufgrund der umfangreichen Renovierungsarbeiten des RGM ist zurzeit der Zugang zum Dionysos-Mosaik und damit ein kleiner Blick in den ehemaligen Bunker kostenlos möglich.

Quellen

  • Purpus, Elke/Sellen, Günther B.: Bunker in Köln – Versuche einer Sichtbar-Machung, Bd. 1 der Schriftenreihe der Kunst- und Museumsbibliothek der Stadt Köln, Essen 2006.
  • Hiltrud Kier, Karen Liesenfeld, Horst Matzerath (Hrsg.): Architektur der 30er und 40er Jahre in Köln. Schriften des NS-Dokumentationszentrums, Band 5, Köln 1999.
  • Textvorlage Andreas Altena
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