EINLEITUNG

Hochbunker Rupprechtstraße

Während mancher der in Köln noch verbliebenen Hochbunker als markantes Bauwerk im Stadtbild die Bevölkerung hin und wieder daran erinnert, dass der Krieg mit all seinen Schrecken auch einmal vor der eigenen Haustür stattfand, entzog sich der einzige in Köln-Sülz errichtete Hochbunker nach dem Zweiten Weltkrieg irgendwann den Blicken und damit auch der Erinnerung einer breiteren Öffentlichkeit. Heute wird der Hochbunker durch eine geschlossene Häuserfront der umliegenden Straßen verdeckt. Einzig ein kleiner Durchgang in der Rupprechtstraße ermöglicht noch den direkten Zugang.

Am 16. Mai.1942 überstellte die Stadt Köln im Auftrag des Reichsfiskus ein Schreiben mit dem Betreff „Luftschutzsonderbau Rupprechtstraße“ an die Katholische Kirchengemeinde St. Niklaus, die damalige Eigentümerin eines Teils der umliegenden Grundstücke der heutigen Rupprechtraße 5. In dem Schreiben teilt das Deutsche Reich (Reichsfiskus Luftfahrt) der Kirchengemeinde mit, dass ihr 210m² großes Grundstück in der Rupprechtstraße für die Errichtung eines „Luftschutzsonderbaus“ benötigt wird und bietet ihr hierfür einen Kaufpreis von 19 Reichsmark pro Quadratmeter an.

Dokumentation Hochbunker Rupprechtstraße, Köln
Abb. HS.01: „Kaufanfrage des Deutschen Reichs für das Baugrundstück“ (Quelle: HAStK Bst. 713B, A25)

14 Tage nach diesem Schreiben, erfolgt in der Nacht zum 31. Mai 1942 mit dem „Tausend-Bomber-Angriff“ der bis dahin folgenschwerste Luftangriff auf Köln, bei dem auch Köln-Sülz schwer in Mitleidenschaft gezogen wird.

Der Hochbunker wurde durch den Architekten Helmuth Wirminghaus geplant und wurde noch im Jahre 1942 fertiggestellt. Als Kubus mit Flachdach verfügte das Bauwerk über drei Etagen (Keller, Erdgeschoss und Obergeschoss), die sich auf einer Grundfläche von 33,90 m x 16,80 m und einer Gebäudehöhe von 7,20 m erstreckten. Zusätzlich erhielten die vier Zugangsschleusen für die schutzsuchende Bevölkerung einen 4 m breiten Vorbau als Splitterschutz. Wie die meisten Kölner Hochbunker wurde das Bauwerk zum Schutz vor Splitter- und Bombeneinwirkungen mit einer 1,10 m starken stahlarmierten Betonaußenwand und einer Decke mit 1,40 m Wandstärke ausgeführt, Die unter Erdgleiche liegenden Außenwände wurden sogar mit einer Wandstärke von 1,80 m gegen die zusätzliche Drucklast von Erdverschiebungen errichtet. Über die rechnerisch ausgelegte Schutzplatzzahl für den Hochbunker in der Rupprechtstraße können nur vage Aussagen gemacht werden, da die Quellenlage, wie zu den meisten Kölner Hochbunkern, unterschiedliche Angaben bereithält. Es ist jedoch von mindestens 1.800 vorgesehenen Schutzplätzen auszugehen, die jedoch durch die Kölner Bevölkerung während der Angriffe regelmäßig in allen Schutzbauten deutlich überschritten wurde.

Dokumentation Hochbunker Rupprechtstraße, Köln
Abb. HS.02: „Bauentwurf des Architekten Helmuth Wirminghaus“ (Quelle: HAStK Bst. 713B, A25)

Nach dem Krieg wurde der Hochbunker in der Rupprechtstraße, auf Anordnung der Alliierten Militärregierung vermutlich zwischen den Jahren 1948 und 1950 entfestigt, indem in ca. 15% der Außenwände Fensteröffnungen eingesprengt wurden. Wie bei fast allen Hochbunkern in Köln wurde zunächst auch der HB in der Rupprechtstraße aufgrund des sich zuspitzenden Kalten Krieges für eine Instandsetzung zu einem öffentlichen Schutzraum in die Planungen des Bundes sowie der Stadt Köln einbezogen.

Dokumentation Hochbunker Pützlachstraße, Köln
Abb. HS.03: „Entfestigungsplan aus dem Jahre 1949“ (Quelle: HAStK Bst. 713B, A25)

Die Modernisierung hätte den wahrscheinlichen Gefahren eines „modernen“ Krieges durch atomar, biologisch oder chemisch verunreinigter Außenluft Rechnung tragen sollen. Doch auch die Bundeswehr hatte Interesse den Hochbunker weiter als Schutzbauwerk zu nutzen. Eine Bedarfsanmeldung der Bundeswehr an den Bund von Dezember 1961 zur Übernahme des Hochbunkers als Schutzraum für die Angehörigen der Dienststellen der Kölner Wehrbereichsverwaltung, konnte die Stadt Köln zu Gunsten einer ggf. zukünftigen Verwendung als öffentlichen Schutzraum abwenden. Das Instandsetzungsprogramm sah eine Wiederherrichtung des Hochbunkers mit zunächst 1.872 öffentlichen Schutzplätzen vor. Die Instandsetzung wurde zuletzt mit nur noch mit 1.200 Schutzplätzen geplant, letztendlich jedoch durch den Bund aus wirtschaftlichen Gründen vollständig abgelehnt.

ARCHITEKTUR

BAUBESCHREIBUNG

Kubus mit Flachdach. Grundfläche 35,4m x 20,3m. Das ursprüngliche Tarn-Satteldach, welches nicht Bestandteil des eigentlichen Schutzbauwerkes war, wurde als Stahlbeton-Rahmen-Konstruktion errichtet. Durch Kriegseinwirkungen wurde ein ca. 9m langes Teilstück des Tarndaches völlig zerstört. 1954 wurde das Dach notdürftig zum Schutz vor Witterungseinflüssen saniert.

FRIEDENSZEIT

Nachkriegsnutzung

Seit 1999 wird der Bunker als Tonstudio und später zusätzlich auch Sitz des Verlages headroom sound production genutzt. Der Verlag produziert insbesondere Kinderhörspiele, Features und Lesungen für das eigene Verlagslabel und für andere Hörbuchverlage. Zudem kann das Studio u. a. von Rundfunkanstalten angemietet werden. In dem Bunker produzieren daher hin und wieder auch namhafte Autoren, Komponisten und Schauspieler.

 

Text: Christoph Lubbe
Version: 1.0 (Aug.2020)


Quellen

  • - Purpus, Elke/Sellen, Günther B.: Bunker in Köln – Versuche einer Sichtbar-Machung, Bd. 1 der Schriftenreihe der Kunst- und Museumsbibliothek der Stadt Köln, Essen 2006.
  • - Historisches Archiv der Stadt Köln, Best. 713b, A25
  • - Historisches Archiv der Stadt Köln, Best. 713b, A86
  • - headroom sound production, Köln
  • - CRIFA, Baubegehungen im Rahmen des Projektes "HOCHbunker.koeln" (Köln, Jul.-Sep. 2020)

 

Das gesamte Literatur- und Quellenverzeichnis für unsere Online-Dokumentationen finden Sie auf unserer Quellenseite.

 

Abbildungen
  • - Abb. HS.01: „Kaufanfrage des Deutschen Reichs für das Baugrundstück“ (Quelle: HAStK Bst. 713B, A25)
  • - Abb. HS.02: „Bauentwurf des Architekten Helmuth Wirminghaus“ (Quelle: HAStK Bst. 713B, A25)
  • - Abb. HS.03: „Entfestigungsplan aus dem Jahre 1949“ (Quelle: HAStK Bst. 713B, A25)
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