Weiterführende Ausführungen zur Geschichte
Der Bunker wurde als öffentlicher Luftschutzraum im Jahr 1942 mit 754 Schutzplätzen bei nur passiver und 1.415 Plätzen bei aktiver Belüftung fertiggestellt. Der Architekt Ernst Nolte (zur Person siehe unter Hochbunker Herthastraße) zeichnete neben dieser Anlage für die Hochbunker Herthastraße und Grüner Hof verantwortlich. Der Baubefund zeigt nach dem letzten Umbau ein Betonfundament links neben dem Bunker (aus Straßensicht), dass als Bettung für eine Flugabwehrkanone (Flak) oder Gerätestellung gedeutet werden kann. Auf dem angrenzenden westlichen Nachbargrundstück befand sich zu bis zum Ende des 2. Weltkrieges ein Heim der Ortsgruppe Ossendorf der Hitlerjugend.
Das Bauwerk war ursprünglich ein zweigeschossiger langrechteckiger Kubus mit zu Tarnzwecken aufgesetztem Satteldach, fünf Gauben an der Gebäudefront und Splitterschutz. Das Dachgeschoss konnte ursprünglich nur durch ein außen angesetztes Treppenhaus erreicht werden und hatte außer Tarnzwecken keine Funktion hinsichtlich Unterbringung von Menschen oder Gerät.
Zwei den Gasschleusen vorgesetzte Eingangsbauten rechts- und linksseitig dienten dem Splitterschutz. Das Erdgeschoss war teilversenkt und es befanden sich dort neben Aufenthaltsräumen für die Schutzsuchenden an der straßenseitig gelegenen Seite Räume für Lüftungs- und Heizungsanlage sowie ein Maschinenraum.
An den Stirnseiten des Gebäudes waren neben den beiden Treppenhäusern pro Etage je zwei Aborträume mit je vier Toiletten, also insgesamt 16 Toiletten für 754 Personen.
Beinahe wäre der Hochbunker, ähnlich wie der Hochbunker in der Bodestraße in Höhenberg, von der alliierten Besatzungsmacht nach dem Krieg gesprengt worden. Obwohl nach einer allgemeinen Anordnung der Besatzungsmacht vom 21.07.1948 sämtliche Hochbunker ohne "nutzenbringende" weitere Verwendung zu zerstören und die übrigen durch Heraussprengen von 15 % der Außenwandflächen zu entfestigen waren, blieb das Bauwerk bis 1950 trotzdem unversehrt. Die Stadtverwaltung hatte gerade noch rechtzeitig für den Hochbunker Sandweg als Nachnutzung den aufwendigen Umbau zu Wohnraum geltend gemacht, jedoch letztendlich aufgrund ungewöhnlich hoher Kosten darauf verzichtet. Einer letzten Frist der alliierten Besatzungsmacht zur Entfestigung des Bunkers bis zum 10.09.1950 entging das Bauwerk letztendlich durch eine vollständige Aufhebung des Entfestigungsgebotes im Laufe des gleichen Jahres.
In den 1950/60er Jahren nutzten kleinere Gewerbebetriebe einige Räume und es befanden sich dort eine Lampenschirmfabrik und später eine Flüchtlingsunterkunft. Auch hatten die Zeugen Jehovas dort ihren „Königreichssaal“ eingerichtet.
Im Kalten Krieg wurde die Instandsetzung mit 2.696 Schutzplätzen durch den Bund geprüft, allerdings aus wirtschaftlichen Gründen abgelehnt. Das Architekturbüro Gruhl & Partner kaufte den Bunker 1991 und vermietete ihn an die Stadt Köln, welche dort Aussiedler unterbrachte. Die Wohn- und Lebensverhältnisse waren jedoch nicht optimal, da nur Gemeinschaftsküchen und -Duschräume vorhanden waren.
Eine umfassende Modernisierung durch das Architekturbüro Gruhl & Partner erfolgte in den Jahren 2007/2008. Im halbversenkten Erdgeschoss konnten durch Absenkung des vorgelagerten Bodenniveaus und Schaffung neuer Zugänge fünf Wohnungen eingerichtet werden, im Obergeschoss entstanden ebenfalls fünf und im Dachgeschoss vier Wohnungen mit jeweils eigenen Eingängen.
Text: Andreas Altena
Version: 1.1 (Sep. 2020)
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